Eine Erschöpfungsdepression beschreiben viele Patienten als einen Zustand, in dem „nichts mehr geht“. Die völlige Erschöpfung von Körper, Geist und Seele verhindert das Ausüben des Berufs und die Wahrnehmung von Haushaltsaufgaben, sorgt für Schlafstörungen, Angstzustände und Panikattacken, die Betroffenen empfinden völlige Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit bis hin zu Suizidgedanken. Je frühzeitiger die Erschöpfungsdepression erkannt wird und behandelt werden kann, umso besser sind die Aussichten auf völlige Genesung.
Ursachen einer Erschöpfungsdepression
Im Gegensatz zu einer gewöhnlichen Depression, bei der die Ursachen oft schwer zu identifizieren und häufig auf mehrere Faktoren zurückzuführen sind, ist bei einer Erschöpfungsdepression der Bezug zur Arbeit relativ klar gegeben – wobei „Arbeit“ nicht unbedingt Berufstätigkeit im klassischen Sinne sein muss, sondern sich auch auf Familienarbeit wie die Erziehung kleiner Kinder oder die Pflege alter oder kranker Angehöriger beziehen kann. Ehrgeizige und perfektionistische Menschen, die hohe Ansprüche an sich selbst stellen, sind besonders gefährdet, eine Erschöpfungsdepression zu erleiden. Als weitere Risikofaktoren gelten schlechte Arbeitsbedingungen, Überlastung, große Verantwortung, fehlende Anerkennung (auch in Form von schlechter Entlohnung), Mobbing am Arbeitsplatz und viele mehr. Häufig tritt eine Erschöpfungsdepression nicht aufgrund einer dieser Ursachen auf, sondern ist die Folge aus einer Kombination der oben genannten Gegebenheiten. Erschwerend kommt hinzu, dass der Job heute noch signifikanter als für frühere Generationen weit mehr als nur ein Gelderwerb ist, siehe auch unser Artikel zu „Beruflicher Burnout am Arbeitsplatz„.
Symptome einer Erschöpfungsdepression
Eine Erschöpfungsdepression tritt nicht plötzlich auf, sondern entwickelt sich schrittweise und oft schleichend. Auch wenn die Ursachen in erster Linie im beruflichen Bereich zu finden sind, weiten sich die Auswirkungen auf das Privatleben aus.
Mögliche Symptome einer Erschöpfungsdepression im psychischen Bereich:
- Energiemangel, Kraftlosigkeit, Antriebslosigkeit, Abgeschlagenheit bis hin zur chronischen Erschöpfung
- Konzentrationsprobleme und Verlust der Aufmerksamkeit, Einschränkungen in der Merkfähigkeit
- Gereiztheit, Launenhaftigkeit
- Angstzustände, Panikattacken
- Gefühl der inneren Leere und Sinnlosigkeit
Körperliche Symptome einer Erschöpfungsdepression:
- Schlafstörungen
- Verdauungsbeschwerden
- Schwindel, Herzrasen, Atemnot
- Nackenverspannungen, Rückenschmerzen, Kopfweh
- Appetitlosigkeit oder Fressattacken
- Gewichtsab- oder -zunahme
- erhöhter Infektanfälligkeit
Nicht jede Erschöpfungsdepression bringt all diese Symptome mit sich; meistens zeigt sich die Erschöpfungsdepression jedoch durch eine Kombination mehrerer Symptome. Mehr zum Zusammenhang von psychischen und körperlichen Symptomen erfahren.
Folgen im sozialen Bereich
Wenn die Erschöpfungsdepression fortschreitet, hat sie fast immer auch Auswirkungen auf den sozialen Bereich. Zuvorderst vergrößert sich die innere Distanz zu Kollegen und Vorgesetzten; doch auch vom privaten Umfeld (Familienmitglieder, Freunde, Bekannte) entfernen sich Betroffene mehr und mehr.
Sucht und Suizidgedanken als schwerwiegende Folgen
Nicht selten führt eine Erschöpfungsdepression zu Suchtverhalten, z. B. erhöhtem Alkoholkonsum oder Medikamentenmissbrauch. Suchtpatienten sollten möglichst frühzeitig spezialisierte Hilfe in Anspruch nehmen. Der Fachverband Sucht e.V. hat hier umfangreiches Material zur Hilfe bei Suchtverhalten zusammengestellt.
In besonders schweren Fällen treten Suizidgedanken auf.
Medizinische Diagnostik einer Erschöpfungsdepression
Meist genügt ein anamnestisches Gespräch beim Hausarzt, um die Erschöpfungsdepression festzustellen. Gegebenenfalls wird die Diagnose durch Test-Fragebögen unterstützt. Einige organische Ursachen können ebenfalls zur Symptomatik einer Depression führen, beispielsweise eine Schilddrüsenunterfunktion. Diese wird der Arzt abklären, um die Diagnose zu sichern.
Erste Hinweise können Tests im Internet geben, z. B. Depression-Test oder Burnout-Test.
Abgrenzung: Erschöpfungsdepression vs. Burnout
Über „Burnout“ sprechen viele. Manager nehmen sich mit deutlich größerer Selbstverständlichkeit als noch vor einem Jahrzehnt Burnout-bedingte Auszeiten, und auch in den Medien outen sich immer wieder Prominente und sprechen über ihre psychischen Krisen. Über „Erschöpfungsdepression“ sprechen wenige. Dabei steckt hinter schweren Burnout-Fällen fast immer genau das: eine Depression.
Erschöpfungsdepression und Burnout im Standardwerk ICD-10
Im Gegensatz zur Depression ist das Burnout-Syndrom streng genommen keine eigenständige medizinische Diagnose. Im Verzeichnis aller bekannten Krankheiten, Verletzungen und Symptome, dem internationalen Standardwerk ICD, kommt das Burnout-Syndrom als Krankheitsbild nicht vor. Burnout wird dort nur als einer der Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen, gelistet. Dies wird sich auch mit der Neufassung der ICD nicht ändern.
Die verschiedenen Formen der Depression nehmen dagegen breiten Raum in der ICD-10 ein.
Tabu-Thema Depression
Auch wenn der Begriff „Burnout“ als Beschreibung eines Krankheitszustands medizinisch nicht korrekt ist, wird er selbst von Ärzten und Therapeuten häufig verwendet, weil er im Vergleich zu dem Wort „Erschöpfungsdepression“ als weniger stigmatisierend empfunden wird. Das Burnout-Syndrom ist von der Begrifflichkeit her assoziativ eher mit Erfolg verknüpft als eine Erschöpfungsdepression. Dem zugrunde liegt die Annahme, dass nur derjenige ausbrennen kann, der auch zuvor etwas geleistet hat. Einen Burnout kann nur erleiden, wer zuvor sehr engagiert, fleißig, motiviert und infolgedessen häufig auch erfolgreich war. Viele Betroffene haben weniger Mühe, über ihren Zustand zu sprechen und sich Hilfe zu holen, wenn über „Burnout“ statt über „Depression“ gesprochen wird.
Behandlungsmöglichkeiten bei einer Erschöpfungsdepression
Wer von einer Erschöpfungsdepression betroffen ist, sollte sich eine Auszeit vom Berufsleben nehmen, bis er sich erholt hat. Die Dauer der Genesung und Rekonvaleszenz variiert je nach Schwere der Erkrankung von einigen Wochen bis hin zu mehreren Monaten.
Hilfreich ist eine Psychotherapie oder eine Verhaltenstherapie, die dazu beiträgt, berufliche und private Konflikte zu lösen. Betroffene sollten dabei lernen, eigene Belastungsgrenzen rechtzeitig zu erkennen, zwischen Phasen der Anstrengung genügend Pausen und Erholungszeiten einzulegen und „nein“ zu sagen, bevor die Überforderung zu groß wird.
Viele Patienten empfinden körperliche Bewegung als hilfreich bei der Therapie einer Erschöpfungsdepression. In einigen Fällen kann die Gabe eines Antidepressivums angezeigt sein. Im Bereich der Alternativmedizin werden Bachblüten eingesetzt, um die negativen Seelenzustände zu bessern. Verfahren zur Entspannung wie die progressive Muskelentspannung nach Jacobsen, Yoga oder Meditationen sind ergänzende Behandlungsansätze.
Jetzt mehr über passende Behandlungsmöglichkeiten erfahren.
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