Die Standardtherapie bei Depressionen ist eine Kombination aus Gesprächstherapie und Medikamentengabe. Darüber hinaus gibt es eine Reihe an Maßnahmen, mit denen Betroffene selbst die Symptome von Depressionen und depressiven Verstimmungen mildern können, dazu zählen beispielsweise Entspannungsmethoden, eine bewusste Ernährung und das Pflegen sozialer Kontakte. Zu den wirkungsvollsten natürlichen Antidepressiva zählt Bewegung. Lesen Sie hier mehr über die Gründe und wie stark der Effekt von Sport bei Depression wirklich ist.

Warum wirkt Sport antidepressiv?

Die antidepressive Wirkung von Sport beruht auf einem ganzen Bündel an Gründen:

  • Bewegung wirkt, wie so viele andere Faktoren, auf den Hormonhaushalt ein. Sport regt die Bildung des Hormons Serotonin an, das auch als „Glückshormon“ bezeichnet wird. Serotonin ist der körpereigene, natürliche Stimmungsaufheller.
  • Serotonin ist die Grundlage für die Bildung des Schlafhormons Melatonin. Menschen, die Sport treiben, schlafen daher besser – und schließlich gehen viele Depressionen mit Schlafstörungen einher, die das Empfinden der Erkrankung weiter verschlimmern.
  • Bewegung findet oft im Freien statt. Das Licht und der Kontakt mit äußeren Reizen wie Kälte, Wärme, Sonnenschein, Regen, Schnee wirken anregend.
  • Wer sich draußen bewegt, trifft meist zufällig andere Menschen. Ein freundliches „Hallo“ vom Nachbarn kann tröstlich sein und ist wohltuender als den ganzen Tag in Einsamkeit zu verbringen.
  • Die positiven Effekte von Sport auf unseren Körper zeigen sich in der Regel schnell – das Selbstbewusstsein steigt.
  • Sport lenkt ab. Vor allem für Patienten, die zum Grübeln neigen, kann dies ein Ausweg aus der Negativspirale sein, bei der schlechte Gedanken die Depression befördern und die Depression schlechte Gedanken befördert.
  • Bewegung, vor allem an der frischen Luft, stärkt das Immunsystem, das bei vielen Depressionspatienten deutlich geschwächt ist.
  • Medikamente und Psychotherapie sind Maßnahmen, die von außen auf den Patienten einwirken. Mit Sport haben Betroffene die Möglichkeit, selbst aktiv etwas gegen ihre Erkrankung zu tun. Diese Erfahrung der Selbstwirksamkeit kann das Selbstwertgefühl ungemein stärken.

Wissenschaftler stellten auch Studien an um herauszufinden, wie viel Sport nötig ist, um einen positiven Effekt auf Depressionen feststellen zu können. Das Ergebnis: Wer dreimal wöchentlich eine Dreiviertelstunde trainiert, profitiert nach einem Monat von der Linderung seiner Symptome. Der Effekt ist unabhängig von der Schwere der Depression und auch unabhängig von der ausgeübten Sportart.

Weitere Informationen zu diesem Thema erhalten Sie auch unter: https://www.meinwegausderangst.de/die-vorteile-von-sport-fur-unsere-psychische-gesundheit/

Wie gut wirkt Bewegung gegen Depressionen?

Die ÄrzteZeitung berichtet von einer Gesamtstudie, nach der Sport bei Depressionskranken ebenso gut wirkt wie eine Behandlung mit Antidepressiva. Bei Angstpatienten wurde immerhin eine geringe Verbesserung der Beschwerden festgestellt. Dafür wurden die Daten von 1.600 Einzelstudien zusammengefasst. Die Metastudie umfasst damit die Ergebnisse von 142.000 Teilnehmern.

Bei mittelgradiger und schwerer Depression kann Sport selbstverständlich keine Medikamentengabe und keine Psychotherapie ersetzen. In solchen Fällen sind Patienten ohnehin kaum oder nicht dazu in der Lage, an die frische Luft oder gar ins Fitnessstudio zu gehen. Als Begleitmaßnahme zu Medikation und Therapie sowie eventuell als alleinige Maßnahme bei nur leichten depressiven Verstimmungen ist Sport allemal hilfreich – zumal die Nebenwirkungen (z. B. Verletzungsrisiko) vergleichsweise gering sind und Sport wenig bis keine Kosten verursacht.

Weitere Informationen und Tipps zur Umsetzung

Viele Patienten mit Depression nehmen die Erkenntnisse der Wissenschaft mit einem Achselzucken zur Kenntnis, fehlt es doch aufgrund der Erkrankung in der Regel an Antrieb und Mut, um das Haus zu verlassen. Es muss aber nicht gleich der regelmäßige Spinning-Kurs im Fitnessstudio sein. Ein bisschen Bewegung ist schon deutlich besser als keine Bewegung. Vielleicht ist ein zehnminütiger Spaziergang am Abend, wenn nicht mehr viele andere Menschen unterwegs sind, ein guter Anfang. Hier gibt es viele praktische Tipps, wie Betroffene trotz der inneren Hemmschwellen und Hürden die positiven Effekte von Sport bei Depression nutzen können.

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