Vielen Burnout-Patienten hilft die Erkenntnis, dass sie mit ihren Problemen nicht allein sind. Burnout gibt es in allen Berufen: ob Krankenpfleger oder Managerin, ob Politiker oder Erzieherin. Auch die häusliche Pflege von kranken oder alten Angehörigen, oft in Kombination mit den Belastungen durch Kindererziehung und Haushalt, führt nicht selten in den Burnout.

Erfreulicherweise ist das Phänomen Burnout heute weitaus weniger stigmatisiert als noch vor wenigen Jahren. Die Geschichten von prominenten Menschen, die sich öffentlich zu ihrem Burnout bekennen, spielen hierfür eine wichtige Rolle. Wir wollen Ihnen einige Beispiele von Burnout bei bekannten Persönlichkeiten vorstellen.

Sport: Sven Hannawald

Sven Hannawald ist ein deutscher Skispringer, der 2002 mit der deutschen Skisprung-Nationalmannschaft olympisches Gold gewann. 2004 beendete er die Ski-Saison vorzeitig und begab sich in eine Klinik, in der seine Magersucht und Erschöpfung behandelt wurden. 2005 beendet er seine Karriere als Profi-Sportler offiziell, da er sich nicht mehr dazu in der Lage sah, sich den Anforderungen des Hochleistungssports weiter auszusetzen. Abseits des Skizirkus fand er neue Freude an Autorennen und Vereinsfußball – Sportarten, die er nun aber ohne großen Leistungsdruck ausübt.

Film: Renée Zellweger

Die Schauspielerin ist vor allem für ihre Rolle der Bridget Jones in mehreren Filmen bekannt. Sie wurde für ihre schauspielerischen Leistungen mit einem Oscar und mehreren Golden Globes ausgezeichnet. Nach vielen Jahren unermüdlichen Filmens und einem Leben in der Öffentlichkeit fühlte sie sich erschöpft und litt unter Depressionen. Sie zog sich ab 2010 ganze sechs Jahre aus der Öffentlichkeit zurück. Erst 2016 stand sie wieder vor der Kamera: an der Seite von Keanu Reeves für den Thriller Lügenspiel – The Whole Truth. Im gleichen Jahr konnte sie mit der Titelrolle in Bridget Jones‘ Baby an alte Erfolge anknüpfen und bestätigte ihr Comeback mit viel gelobten schauspielerischen Leistungen in weiteren Filmen.

Musik: Mariah Carey

Mariah Carey zählt mit 18 Nummer-1-Hits, fünf Grammys und mehr als 200 Millionen verkauften Tonträgern zu den erfolgreichsten Sängerinnen unserer Zeit. Sie feierte auch als Songschreiberin, Produzentin und Schauspielerin Erfolge. 2001 begab sie sich nach einem Nervenzusammenbruch in eine Klinik und ihr Management nannte offen den Grund: völlige Erschöpfung. Mariah Carey nahm sich eine Auszeit von der Musik und sagte alle öffentlichen Auftritte ab. 2002 brachte sie ein neues Album heraus und sang beim Super Bowl die Nationalhymne.

Kochen: Tim Mälzer

500 Fernsehsendungen im Jahr, die Gründung eines eigenen neuen Restaurants und eine Fernbeziehung: Tim Mälzer mutete sich viel zu. Irgendwann wurde es zu viel: Der Fernsehkoch erlitt einen Burnout. Wie viele andere Betroffene flüchtete sich auch Tim Mälzer in den Alkohol: „Ich habe unfassbar viel gesoffen.“ Letztlich bekam er einen Nervenzusammenbruch mit Weinkrämpfen. Tim Mälzer wurde sechs Wochen lang stationär in einer Klinik therapiert. Dort hörte er auch mit dem Trinken auf. Tim Mälzer nutzte die Chance, aus seinem Zusammenbruch zu lernen. Heute achtet er auf seine „Erdung“ – eine belastbare Basis, ohne die er sein anstrengendes Leben nicht führen könnte.

Literatur: Frank Schätzing

Frank Schätzing wurde bekannt mit Büchern wie Der Schwarm, Blackout und Lautlos. Er zählt zu den erfolgreichsten deutschen Schriftstellern der Gegenwart. Trotz seines Erfolges wurde er von Selbstzweifeln gequält. Gepaart mit einem zu großen Arbeitspensum führten sie Schätzing 2004 an den Punkt, an dem ihm alles zu viel wurde. Er machte einen radikalen Schnitt, beendete vorzeitig eine Buch-Promo-Tour und lernte wieder, auf seinen Körper zu hören. Seine Erfahrungen verarbeitete er auch literarisch: Mit seinem Buch Limit. erschuf er eine Protagonistin, die einen Burnout erleidet.

Wissenschaft: Miriam Meckel

Miriam Meckel wurde bereits mit 31 Jahren Professorin für Publizistik und Kommunikationswissenschaften und war damit die jüngste Professorin Deutschlands. Zwei Jahre später wurde sie Regierungssprecherin als Staatssekretärin in Nordrhein-Westfalen. Sie betrieb eine eigene Fernsehsendung auf einem Nachrichtenkanal und nahm weltweit Lehraufträge wahr. Eines Tages fiel sie einfach um. Miriam Meckel zog sich aus der Öffentlichkeit zurück und lernte über kleine und einfache Dinge wie etwa Kochen wieder Freude am Leben zu haben. Über ihre Burnout-Zeit und ihre Erkenntnisse daraus schrieb sie später ein Buch.

Politik: Matthias Platzeck

Matthias Platzeck musste 2006 nach nur einem halben Jahr im Amt als Bundesvorsitzender der SPD zurücktreten. Zuvor hatte er zwei Hörstürze und einen Nervenzusammenbruch erlitten. Den Bundesvorsitz abzugeben bezeichnete Platzeck als „die schwerste Entscheidung“ seines bisherigen Lebens, er habe sie auf „dringenden ärztlichen Rat“ hin getroffen. Bei seiner Rücktrittserklärung äußerte Platzeck offen, dass er sich mit dem Amt des Parteivorsitzenden übernommen und seine Kräfte überschätzt habe.