Burnout-Ursachen

Spiel mit dem Feuer – die fünf Burnout-Fallen

Es gibt viele Theorien, die das Auftreten und die Ursachen von Burnout erklären wollen. Meistens enden sie recht träge und unvollkommen in dem Eingeständnis, dass es eigentlich keine Erklärung gibt – zumindest keine, die auf alle Betroffenen gleichermaßen zutrifft. Betroffene berichten oft von Symptomen wie Erschöpfung, Schlafstörungen und emotionaler Distanzierung.

Als sicheres Indiz für einen bevorstehenden Burnout gilt beruflicher Stress und mangelnde Anerkennung. Aber nicht alle Burnout-Patienten verzweifeln an der Karriereleiter. Für manche ist der schiere Alltag Grund genug.

Burnout-Falle 1: Zeit

Wenn die Spanne eines Tages nicht ausreicht, um alle Aufgaben zu erledigen, ist es egal, ob es sich um Dinge handelt, die der Chef angeordnet hat oder um solche, die man sich selbst auf die Tagesordnung setzt.

Wenn man anfängt, die Nächte durchzuarbeiten, wenn der Blick auf die Uhr zur Qual wird, wenn die Sekunden anfangen, die Stunden zu jagen und wenn der eigene Rhythmus total aus den Fugen gerät – dann kann dieses Verhalten sehr schnell zu einem Burnout führen. Hohe Erwartungen an sich selbst und der hohe Leistungsanspruch tragen ebenfalls erheblich zur Entwicklung eines Burnouts bei.

Burnout-Falle 2: Kontrolle

Es ist menschlich, übergeordnete Ziele zu haben, an deren Verwirklichung man hartnäckig arbeitet. Ein gesunder Verstand hält durch stetige Reflexion ein ständiges Gleichgewicht zwischen Realität und Möglichkeit.

Wenn die potentielle Zukunft heller strahlt als die Gegenwart, verliert man leicht die Kontrolle über das Hier und Jetzt. Wenn das Erreichen der persönlichen oder übergeordneten Ziele zum kräftezehrenden Wahn wird, der die Kontrolle übernimmt, ist der Burnout nicht mehr weit. Dies führt oft zu emotionaler Erschöpfung, da der Verlust der Kontrolle über die eigenen Ziele zu einer tiefen emotionalen Erschöpfung führen kann.

Burnout-Falle 3: Emotionale Erschöpfung

Kinder verfügen über eine bemerkenswerte Fähigkeit, die vielen Erwachsenen der modernen Zivilisation abhandenkommt. Sie schlafen, wenn sie müde sind. Sie essen, wenn sie Hunger haben. Sie rennen, so viel sie können – und keinen Schritt weiter.

Viele Menschen neigen dazu, ihre Kraft zu überschätzen. Schneller, weiter, höher – das sind die Maximen unserer Zeit. Das ist, was wir durch die Medien vorgelebt bekommen, was unsere Chefs von uns erwarten und was die Nachbarn so selbstverständlich hinzukriegen scheinen.

Wer sich ständig verausgabt, wird mit großer Wahrscheinlichkeit von seinem eigenen Organismus zur Ruhe gezwungen – durch einen Burnout. Körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen, Tinnitus, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen und Herz-Kreislauf-Beschwerden sind häufige Folgen von Überanstrengung.

Burnout-Falle 4: Akzeptanz

Narzissmus ist ein schlimmes Wort, da es doch tatsächlich ausdrückt, dass ein Mensch sich selbst liebt und auf sich achtet. Opportunisten sind nicht gern gesehen, weil man sich bei ihnen sicher sein kann, dass sie immer dem eigenen Vorteil entsprechend handeln.

Wenn man sich aber selbst nicht so akzeptiert, wie man ist, mit Schwächen, mit Fehlern, mit Grenzen, dann kann das der erste verhängnisvolle Schritt auf dem Weg in den Burnout sein. Betroffene fühlen sich oft überwältigt und unfähig, sich selbst zu akzeptieren.

Burnout-Falle 5: Wahrnehmung

Es ist ein soziologisch erwiesenes Phänomen: In einer Gruppe werden höhere Leistungen erzielt als alleine. Kritik an der Konkurrenz stärkt die Verbindung innerhalb der Gruppe.

Allerdings sind soziale Gruppen heute eher fließende Gebilde und ihre einzelnen Mitglieder so austauschbar wie im Ausland gefertigte Billigjeans, die nach einer Saison sowieso nicht mehr angesagt sind. Niemand möchte von seiner Gruppe ausgeschlossen werden oder den Anschluss verlieren. Niemand will selbst zum Ziel der Kritik werden.

Wenn die Angst vor dem Gerede der Mitmenschen die Geborgenheit in einer Gruppe ersetzt, dann kann sich das geplagte Mitglied womöglich bald einer neuen Gruppe anschließen, nämlich der der Ausgebrannten. Diese fühlen sich oft emotional ausgelaugt und erschöpft.

Fazit

„Wer später bremst, fährt länger schnell“. Dieser und ähnlich humoristisch gemeinte Sinnsprüche unserer Zeit sind kennzeichnend für die zunehmende Tendenz, rücksichtslos im Umgang mit sich selbst gegen die sprichwörtliche Wand zu donnern.

Zu behaupten, dass bestimmte Berufsgruppen oder besondere Persönlichkeitsmerkmale verstärkt zu einem Burnout führen, wäre falsch. Fakt ist, dass die Diagnose Burnout in bestimmten Berufen verstärkt wahrgenommen wird. Möglicherweise deshalb, weil in sozialen Berufen eher aufeinander geachtet wird, vor allem dann, wenn ein medizinisches oder psychologisches Hintergrundwissen zum Berufsbild gehört.

Die eigentliche Ursache von Burnout liegt in Erwartungen, die zu hoch gesteckt werden und in Träumen, die die Realität grau und unzureichend erscheinen lassen.

Die Gefahr, die eigene Kraft zu überschätzen, den Halt zu verlieren, die Meinung der Gruppe über das eigene Selbstbild herrschen zu lassen und schließlich daran zu zerbrechen, ist ein Merkmal der heutigen westlichen Welt. Und wirklich sicher ist vor ihr eigentlich niemand.

Die Behandlung von Burnout umfasst verschiedene Ansätze wie Psychotherapie, medikamentöse Therapie, Akupunktur, homöopathische Behandlung sowie Rehabilitations- und Entspannungstechniken.